Unser Leben mit Lastenrad

Lastenrad für den Alltag

Einkäufe erledigen mal ohne Auto? Picknick-Ausflüge in den Park? Im Urlaub mal in die Fahrradpedale treten? Immer öfter werden dafür auch Lastenräder verwendet.

Alexandra und ihre Familie besitzen seit einem Jahr ein Lastenrad. Wir haben sie in Berg am Laim am östlichen Rand Münchens besucht, um mehr über ihr Lastenrad zu erfahren.

OV Feldafing Wie ist es so, das Leben mit Lastenrad?

Alexandra – Schön! Sehr schön sogar. Unser Rad ist praktisch, es fährt sich gut und weil es ein bisschen komisch aussieht, kommt es immer mal wieder zu netten Gesprächen an der Ampel oder beim Einkaufen.

OV Feldafing Wie kam es denn zu der Entscheidung für ein Lastenrad?

Alexandra – Auf einigen Umwegen. Mein Weg zum Arbeitsplatz ist dreizehn Kilometer lang, einfach. Ich fahre zwar viel Fahrrad, aber manchmal habe ich einfach keine Lust, mich morgens schon gegen Wind, bei Regen oder in der Hitze in die Arbeit zu kämpfen. Da kam immer mal wieder ein E-Bike ins Gespräch. Aber einfach nur E-Bike ohne Mehrwert war mir dann auch zu wenig beziehungsweise zu teuer.

Mein Mann hatte parallel noch mit einem Faltrad geliebäugelt und entsprechend recherchiert. Und plötzlich fand er das faltbare Lastenrad mit E-Unterstützung. Die eierlegende Wollmilchsau sozusagen.
Wir sind dann relativ zügig in den nächsten Radladen zum Probefahren. Der Form halber haben wir auch so ein typisches Lastenrad mit großer Wanne vorne ausprobiert, fanden es dann aber zu groß für unsere Bedürfnisse. Wir haben ja keine kleinen Kinder mehr, die man da vorne gut verstauen kann.

Lastenrad für den Einkauf

Das Longtail, also ein Lastenrad, das seine Last hinten auf dem Gepäckträger trägt, hat es uns sofort angetan. Es fährt sich wie ein normales Rad, hat auch 170 kg Zuladung und es lässt sich ein bisschen falten und dann auch transportieren.

OV Feldafing – Und der Preis hat Euch nicht geschreckt? So ein Lasten-Pedelec ist ja nicht eben billig.

Alexandra – Stimmt. Geschenkt gibt es diese Räder nicht. Sehr geholfen hat das Förderprogramm Elektromobilität der Stadt München. Die haben uns 25 Prozent des Nettopreises erstattet. Die Beantragung ging auch echt einfach. Nach drei Wochen hatten wir den Förderbescheid und konnten das Rad abholen. Nochmal drei Wochen später war auch das Geld da. Teil des Deals ist es, dass wir zwei Jahre mit einen Aufkleber am Rad herumfahren müssen. Das mache ich aber gerne, auch weil es andere auf das Förderprogramm aufmerksam macht.

OV Feldafing Und wieviel Lasten transportiert ihr jetzt wirklich damit?

Alexandra – Ich fahre fast nur noch mit diesem Rad in die Arbeit. Die Taschen sind groß genug für den Laptop und Regenklamotten und was sonst noch so mit muss. Und auf dem Rückweg kann ich schnell den Einkauf für die nächsten Tage erledigen.

50 kg Streusplit lassen sich auch mit dem Lastenrad transportieren

Das habe ich vorher auch schon gemacht, aber die Kapazität der normalen Radtaschen ist doch sehr begrenzt im Vergleich zum Lastenrad. Wenn ich mich zum Großeinkauf aufmache, habe ich zusätzlich noch Euroboxen dabei. Die sind zwar hässlich und aus Plastik, haben aber einen Deckel und ich kann sie zusätzlich zu den Seitentaschen vollladen.

So habe ich letztes Jahr den letzten Einkauf vor Weihnachten gemacht. Während sich die Autos auf dem Parkplatz stapelten, bin ich ganz locker dran vorbei geradelt. Das hat richtig Spaß gemacht

OV Feldafing Und was ist mit den sprichwörtlichen Bierkisten?

Alexandra – Nein, die haben wir noch nicht drauf gehabt. Aber 50 Kilo Streusplit, große Stauden, und im Urlaub war es vollgepackt mit Zelt und Schlafsäcken.

OV Feldafing Ihr hattet es im Urlaub dabei?

Alexandra – Wir sind durch Holland geradelt, und unser Sohn wollte unbedingt mit dem Lastenrad fahren, wahrscheinlich aber eher wegen dem E-Motor. Das war seine Bedingung, dass er sich überhaupt darauf einlässt. Hat auch ganz gut geklappt. Die Radinfrastruktur in Holland ist ja traumhaft und da kommt man auch mit einem Rad gut durch, das nicht so geländegängig ist. Nur die Hin- und Rückreise mit der Bahn, das Umsteigen und in den Zug hieven war ein bisschen mühsam. Wir hatten noch Glück mit dem Timing. Seit August nimmt die Bahn ja offiziell keine Lastenräder mehr mit. Auf der Rückreise Mitte August kamen wir gerade noch so durch, weil unser Rad nicht gleich auf den ersten Blick wie ein Lastenrad aussieht.

Urlaub mit dem Lastenrad

OV Feldafing Dann hat sich die Anschaffung für Euch gelohnt.

Alexandra – Auf jeden Fall! Wir haben jetzt 4.000 Kilometer auf dem Tacho. Natürlich wäre ich ohne Lastenrad auch viel mit dem Rad gefahren, aber einige Autofahrten hat es doch ersetzt. Oder die Schwelle deutlich gesenkt, doch noch schnell mal irgendwo hinzufahren, was ich ohne E vielleicht nicht gemacht hätte.

Und als Aktivistinnen-Rad hat es sich auch sehr bewährt: Die Fahne für den Radentscheid ließ sich ganz super anbringen, so dass sie auf den Radl-Demos gut zu sehen war 🙂

Alexandra ist im Ortsverband der Grünen in Berg am Laim/Trudering/Messestadt Riem aktiv, begeisterte Radlerin und aktive Unterstützerin des Radentscheids in München.